
Heute ist der 23. Dezember, die letzten Aufträge sind abgeschlossen und es wird Zeit für mich, mal zurückzublicken. Einfach deswegen, um mit Dingen abzuschließen. Und vielleicht einfach das eine oder andere (nochmal) für mich zu reflektieren – um dann meine persönliche Konsequenz daraus zu ziehen.
2019, das war – wie sagt man so schön – durchwachsen.
Zum Jahreswechsel saß ich an der Nachbearbeitung eines Shootings, das unverschämter kaum hätte von Statten gehen können.
Ich war kurzfristig gebucht worden, um einen Wurf Hundewelpen zu fotografieren.
Durch viele Widersprüche (im Laufe der Tage nach meiner Zusage) der Auftraggeberin weiß ich nicht, warum dieses Zeitproblem bei ihr aufgetreten ist.
Denn bei einem Züchter fallen die Welpen seltenst spontan vom Himmel (und sind dann auch ganz sicher nicht sofort fünf Wochen alt, damit Fotos angefertigt werden können, um die Hunde in’s neue Zuhause verkaufen zu können).
Egal. Als die Anfrage kam war jemand in der Bredoullie und brauchte halt zeitnah Fotos.
Da ich mich als Lösungsfinder sehe, machte ich also ganz kurzfristig einen Termin, warf private Termine über den Haufen und fotografierte vor Ort unter – wie sich dann herausstellte – extrem schwierigen Bedingungen.
Aber alles gut – es hat geklappt, tolle Fotos entstanden. Das zeigte auch das Feedback der Auftraggeberin.
Schade, dass sie ihren Teil der Vereinbarung damals nicht eingehalten hatte – meine Bezahlung.
So begann mein Jahr dann mit einem Mahnverfahren und vielen, vielen Nerven, die ich gelassen habe.
Auch wenn die Zahlung irgendwann dann eingetroffen ist – hochgerechnet, auf Arbeitsstunden und Nerven, hätte ich mich lieber ins Cafe setzen sollen, anstatt diesen Auftrag anzunehmen.
Aber gut – das ist erledigt.
Damals habe ich für mich entschieden: Keine Fotografie mehr für Züchter, die ich nicht kenne oder die nicht einen Fürsprecher in Form eines gemeinsamen Bekannten haben.
Daran halte ich mich bis heute.
Im März erhielt ich eine zunächst nette Anfrage für ein Fotoshooting. Mein Angebot gefiel und ich bekam eine Zusage mündliche Zusage.
Auf besonderen Wunsch arbeitete ich das Angebot nochmal detaillierter aus und machte einen Vertrag draus.
Am Preis änderte sich nichts.
Ein paar Tage später korrigierte die anfragende Hundebesitzerin das Angebot selbständig. Und maß sich an, auszurechnen wie lange (inkl. An- und Abfahrt von 70 km quer durch den Pott, Fotografie und Nachbearbeitung) ich brauchen würde und dafür mein “Stundensatz” ja viel zu hoch sei. Außerdem bekäme ich ja ein supersüßes Model, so dass das Fotografieren für mich ja einen größeren Mehrwert hätte. Einem Atemzug später verbot sie mir aber die Verwendung der Bilder ihres Hundes. Noch Fragen?
Schließlich wolle sie ja mit dem Hund züchten und die Bilder (exklusiv für sich) in Zeitschriften veröffentlichen.
Ich war gefühlsmäßig wieder ganz fix bei meinem Shooting der Hundewelpen um Silvester herum – und sagte darauf den Auftrag ab. Mit dem Hinweis, dass unsere Ansichten einfach zu weit auseinander gehen. Das tat mental richtig gut – wenn es auch finanziell alles andere als gut für mich war.
Wo sich eine Tür schließt, öffnet sich eine andere
Es haben sich andere Jobs ergeben. Jobs, bei denen vielleicht nicht so viel Herzblut dabei ist wie bei der Fotografie – aber unser Kühlschrank füllt sich damit und wir haben ein Dach über dem Kopf.
Jetzt – im Dezember – stellen wir fest, dass uns diese Tür weiter gebracht hat. Auch wenn wir den Raum, in den sie uns geführt hat, nun wieder (bis auf ein paar Besuche) verlassen werden.
Denn der Gang durch diese Tür hat Cap und mich weiter gebracht – ganz woanders hin.
Wir sortieren uns jetzt noch. Der Kopf steht nie still, vieles muss einfach “funktionieren”. Wir machen uns einen Plan A im Kopf – und lassen genug Platz zu improvisieren (und zum Glück hat das Alphabet nicht nur einen Buchstaben ;)).
Wir stehen unter Strom, arbeiten zack-zack-zack, lösen Probleme für unsere Kunden.
Und sofort danach – und allgegenwärtig – befindet sich meine Fotografie.
Nun bietet sich für mich die Möglichkeit wieder mehr Herzblut in die Fotografie zu stecken.
Will jemand mit unfaieren Argumenten meinen Preis drücken, dann ist er nicht mein Kunde.
Das darf ich meiner Liste hinzufügen, auf der u.a. steht: Behandelt jemand sein Tier lieblos, ist er nicht mein Kunde.
Mein Blick hat sich verändert
Ich weiß inzwischen diejenigen viel mehr zu schätzen, die ihre Tiere mit Liebe und Achtung behandeln.
Und vor allem auch diejenigen, die mich stets unterstützen. Diejenigen, die vielleicht einfach das Geld nicht für ein reguläres Shooting haben und für die wir gemeinsam eine Möglichkeit finden, trotzdem immerwährende Erinnerungen in Form von Fotos zu schaffen.
Ich sehe Wertschätzung inzwischen als eines der höchsten Güter an, die man jemandem entgegenbringen kann.
Wertschätzung meiner Arbeit ist inzwischen ein wichtigerer Lohn für mich als Geld.
Und jeder bringt Wertschätzung anders herüber.
Wer finanziell besonders gut da steht, sagt vielleicht von sich aus: Deine Arbeit ist wesentlich mehr wert, als du aufrufst. Ich zahle mehr!
Und andere sparen sich ein Shooting monatelang zusammen, weil sie es sich so sehr wünschen. Sie verzichten vielleicht auf ein neues Kleidungsstück, einen Friseurbesuch o.ä. um sich das Shooting ermöglichen zu können.
Auch das zeugt von riesengroßer Wertschätzung!
Ich liebe meine Arbeit
Ich liebe es vor allem, Tiere liebevoll in Szene zu setzen.
Ich nehme mir Zeit. Oft mehr Zeit, als bezahlt werden kann.
Mit jedem Shooting verkaufe ich einen Teil Herzblut.
Und kann man Herzblut in Euro bezahlen?
Unterstützt mich mit eurer Wertschätzung dabei, weiterzumachen.
Seht mich nicht als Handwerker, den ihr nach Stunden bezahlt.
Seht mich als jemanden, der euch wunderschöne Erinnerungen eures Tieres schafft – auf Fotos und in euren Herzen.
Denn das Erlebnis “Fotoshooting”, wo ihr euren Hund, eurer Pferd, dazu anmiert, vor meiner Kamera zu agieren – das schweißt euch zusammen.
Und ein solches Shooting vergesst ihr niemals.
2019 war auch ein Jahr des Abschieds
In den letzten 10 Jahren habe ich einige Tiere zusammen mit ihren Menschen fotografisch begleitet.
Tritt eines dieses Tiere dann den Weg über die Regenbrücke an, so nimmt es auch ein Stück meines Herzens mit.
Und ich trauere mit euch, die ihr hier bleibt bis zum Wiedersehen.
Timmi, Brando, Idefix und natürlich Pepsi – um nur einige zu nennen … Ihr bleibt für immer in unseren Herzen!
Auch von einigen Menschen musste ich mich verabschieden … Von den meisten glücklicherweise nur vorrübergehend. Wenn die Treffen auch seltener werden, so halten wir doch daran fest.
Ich bin dankbar …
… für all die Fotos, die ich 2019 machen durfte.
Für die großen Schritte, die ich gegangen bin, um die Fotografie weiter als einen wichtigen Teil meines Lebens zu behalten.
Für Freunde und Familie – und für Cap, meinen Sonnenschein, mein kleines Herz. Mein Grund, durchzuhalten, mein Grund für so vieles!
Meine Vorsätze für 2020
… sind jetzt nicht die Klassiker wie “mehr Sport”, “Abnehmen”, …
Ich möchte weniger toxische Menschen in meinem Leben haben.
Sie rauben Lebensenergie und bringen einfach ein schlechtes Gefühl.
Falls ihr euch das auch vornehmt: Es ist nicht immer einfach, sich von ihnen zu lösen.
Das kann daran liegen, dass man mit ihnen zusammenarbeiten muss oder sie zur Familie gehören.
Wenn man sich nicht räumlich trennen kann, dann lasse ich sie einfach nicht mehr an mich heran. Das ist Übungssache – aber es klappt 🙂
Ich freue mich auf …
… ein Wiedersehen mit tollen Menschen und ihren Vierbeinern,
neue Bekanntschaften, Natur und Wald, Liebe und Verständnis, Gesundheit und Glück,
Wertschätzung und Achtsamkeit.
Und ich bin optimischtisch genug, das durchaus für wahrscheinich zu halten 🙂
Nadine & Cap